Zarathustra
Besonders auf den nahöstlichen und indischen Teil der Welt hatte die Lehre des `Zarathustra´ (griech.: Zoroaster) einen großen spirituellen, kultur- und sprachbildenden Einfluss. Er stammte südlich vom Aralsee, wahrscheinlich aus dem Gebiet von Baktrien/Turkmenistan, wo er vermutlich etwa 700 v.Chr. geboren wurde.
Religions-Gründer
Nicht nur im Hinblick auf Zarathustra ist festzustellen, dass kein Religionsgründer je eine neue Religion erfunden oder eine neue Wahrheit enthüllt hat. Die Gründer und Propheten aller fünf spirituellen Wurzeln und Wege sind in Wahrheit alle nur Übermittler, nicht aber tatsächliche Schöpfer der Weisheit, die allein von Gott ist. Soweit ein Mensch weise ist, ist es die Weisheit Gottes, die in ihm weise ist.
Gathas des Avesta
Zarathustras Lehre ist im “Avesta”, einer Sammlung von Psalmen, `Gathas´ genannt, aufgezeichnet. Avesta bedeutet “Wissen” und ist vom Wortstamm verwandt mit der germanischen Wurzel `vid´ und dem indischen `Veda´ (= Weisheit). Durch die Verwandtschaft mit den Veden, den heiligen Schriften der Inder, lässt sich das `Avesta´ auf 1000 v. Chr. zurück führen, tatsächlich aber reichen die mündlichen Überlieferungen bis in die Urzeit geistigen Menschseins.
In dem altpersischen Avesta erkennen wir (wie in der ägyptischen, der hebräisch/arabischen Sprache und dem indischen Sanskrit) ebenfalls eine Wurzel der Ursprache.
Ahura Mazda
Herodot, der griechische Geschichtsschreiber (5. Jahrhundert v. Chr.) bestätigt, dass die alten Perser Monotheisten waren. Ihr Gott, Ahura Mazda, wird als Erschaffer von Himmel und Erde verehrt. Im alten Persien gab es für Ahura Mazda kein Bildnis, sondern es wurde das Licht bzw. des Feuer als Symbol für Ihn gewählt.
Die Analogie des Feuers
Anders als bei den Babyloniern, die in der Stierzeit das Feuer als Götzen anbeteten, war das Feuer den Persern ein Gleichnis: es versinnbildlichte „die Liebe Gottes“, das vom Feuer ausgehende Licht war Symbol für „die göttliche Wahrheit“, und die ausstrahlende Wärme des Feuers war ihnen das Bild für die Kraft des Heiligen Geistes.
Die Brahmanen nennen dieses Urfeuer `Agni´.
„Agni ist in Erde und Himmel eingedrungen, als wären sie Eins.“ (Rig Veda III.7.4) „Das Feuer des Geistes in der Materie.“ (Sri Aurobindo) „Dieses höchste Agni in der Materie und in den Zellen des Körpers ist die Hebelkraft der Transformation des Körpers und der physischen Veränderung der Welt.“
(Satprem, „Das Abenteuer des Bewusstseins“)
Das Leben nach dem Tod
Auch Zarathustra verheißt die Unsterblichkeit der Seele und das Leben nach dem Tode, was eine der Übereinstimmungen aller Religionen und Mysterienschulen der Welt ist. Im alten Persien (Iran) war die Trauer um verstorbene Angehörige nicht üblich, weil man davon ausging, dass der Geist des Verstorbenen seinen diesseitigen Reifeprozess hinter sich gebracht hatte, der es ihm nun erlaube, seinen Weg zum ewigen Licht, als dem Ziel des Lebens, auf einer höheren Stufe fortzusetzen.
Die 7 Amesaha Spentas (Erzengel)
Den Schöpfergott Ahura Mazda umgeben Seine Gehilfen, zahllose Engel und Geister. Die sieben obersten Engel – analog den sieben Erzengeln des Juden- und Christentums, heißen „Amesaha Spentas“, unsterbliche Engelsgeister, in denen die sieben Eigenschaften Gottes mächtig sind. (In diesem Zusammenhang sei aus harmonikaler Sicht auf die 7 Farben des Regenbogens und die 7 Töne der Okatve hingewiesen).
Ahriman (Luzifer)
Der Erste der Sieben Engelsgeister sei `Ahriman´ gewesen, der sich durch die Abkehr von der göttlichen Liebe zum Widersacher gegen Ahura Mazda, den Einen, aufwarf und so die Polarität ins Universum brachte.
Ahriman, die verkörperte Eigenliebe, sei die Wurzel allen Übels. Ihm vergleichbar ist in der jüdischen und christlichen Überlieferung der `Satan´ oder `Luzifer´ genannte erstgeschaffene Geist Gottes. Er habe eine endlose Schar von Teufeln und Dämonen erschaffen, die die ganze Welt bevölkern und Lug und Trug, Leid und Zerstörung verbreiten. Die Urbilder der Teufel in Zarathustras Darstellung sind die alten Naturdämonen und Götter jener verirrten Iraner, deren Irrglaube und Götzendienst im Stierzeitalter zum weit verbreiteten Vielgötter-Glaube (Pantheismus) und dem eigentlichen Satanskult geführt hatten, der bis heute ein Machtfaktor der Welt ist.
„Sie haben den bösen Geistern geopfert und nicht ihrem Gott, den Göttern, die sie nicht kannten, den neuen, die vor kurzem erst aufgekommen sind, die eure Väter nicht geehrt haben.“
(5 Mose 32,17)
Zend Avesta
Im älteren Avesta hat Ahura Mazdah noch alles erschaffen. Im jüngeren `Zend Avesta´ erschuf Er nur die guten Dinge.
„Alles Böse und Unreine hat Ahriman geschaffen.“
Wesentliche Punkte der Glaubenslehre Zarathustras, die ersichtlich in Beziehung zur Offenbarung Johannis steht (die allerdings erst im Fischezeitalter geoffenbart wurde), sind beispielsweise folgende:
Endzeit
`Dreitausend Jahre nach Zarathustra wird `Ahriman´ mit seinen Dämonen den letzten Kampf um die Welt-Herrschaft führen und dadurch die Welt in Brand setzen.
Saošyant
– Dann wird der Heiland `Saošyant´ kommen und die Toten auferwecken; Er wird Ahriman endgültig besiegen.
Urbilder des Evangeliums
In einer ansonsten in allen Völkern ringsum Götzen anbetenden, finsteren Zeit, ist in der Lehre Zarathustras in vielem die Rückbesinnung auf die Uroffenbarung zu erkennen: das „Jüngste Gericht“, „Ahriman – Satan“, die „Engel“, der „Sündenfall“, die „Jungfräuliche Geburt“ und der „Heilige Geist“ sind alles urevangelische Urbilder, auf die sich gleichermaßen wie Zarathustra auch die Juden und die Christen beziehen.
Wahre Spiritualität
Wahre Spiritualität ist ungeteilt und Eins. Sie verbindet das Menschenherz mit der höheren göttlichen Wirklichkeit, macht es zum Tempel und lädt die Liebe Gottes zur heiligen Einwohnung ein.
Eine der zentralen Aussagen der Lehre Zarathustras ist, dass jeder für seine Taten selbst verantwortlich ist. Wohl nicht zuletzt aus diesem Grund legten die alten Perser viel Wert auf ihre Beziehung zur Umwelt (Herodot, Buch 1, 138). Es sollte alles getan werden, die vier Elemente ` Feuer, Erde, Luft und Wasser´ rein zu erhalten. Herodot berichtet in seinem ersten Buch über die Alten Perser:
“Die Knaben lernen vom fünften bis zum zwanzigsten Lebensjahr nur dreierlei: Reiten, Bogen schiessen und die Wahrheit sagen“, denn die Philosophie Zarathustras basiert auf den drei Grundsätzen: `gut zu denken´, `gut zu reden´ und `gut zu handeln´.
Nicht zuletzt der Verzicht auf rituelle äußerliche Prozessionen sollte in der persischen Religion Zarathustras den Menschen zu mehr Innerlichkeit führen.
Eine ungewöhnlich hohe Achtung vor Andersdenkenden führte dazu, dass der missionarische Eifer, im Vergleich zu anderen Religionen, bei den Anhängern Zarathustras weniger ausgeprägt war, worin vermutlich der Hauptgrund für die geringe Verbreitung dieses Glaubens zu sehen ist.
Zerstörung der altpersischen Kultur
Der Sieg von Alexander dem Großen über die Achaemeniden-Dynastie und die Inbrandsetzung Persepolis, der Kulturstätte Persiens, bei der die Bibliotheken und gesamten Aufzeichnungen dieser persischen Kultur, Philosophie und Wissenschaft vernichtet wurden, ist der wesentliche Grund für das ins Vergessensinken dieser hochstehenden Kultur, die der heutigen Menschheit (gerade hinsichtlich Umweltschutz und Gleichberechtigung) wertvolle Impulse geben könnte.
Einfluss auf die abendländische Kultur
Immerhin hat Herodot es nicht versäumt, Teile dieser Bücher vor ihrer Vernichtung ins Griechische zu übersetzen. Die haben dann als Teil der griechischen Wissenschaft und Philosophie die westliche Kultur des Abendlandes grundlegend beeinflusst.
Gleichberechtigung
Geschichtliche Quellen informieren darüber, dass im Großpersischen Reich Frauen nach dem Grundsatz der Gleichberechtigung der Geschlechter hohe Staatsämter innehatten und sogar als Königinnen (z.B. Purandokht) das Reich regierten.
Parsen
Heute, zu Beginn des 21.Jahrhundert, gibt es kaum mehr als hunderttausend Gläubige (die `Parsen´, die zumeist in Indien leben), die Zarathustras Lehre weitertragen.
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