Die vier Mathemata: Musik, Geometrie, Arithmetik und Astronomie, sind nur verschiedene Ausdrucksformen der EINEN Ordnung.
Auch für Platon, der die vier Mathemata für die Ausbildung der Führungskräfte seines Idealstaates verlangte, gehörten diese vier Bereiche noch untrennbar zusammen, bevor sie durch Aristoteles zu getrennten Wissenschaften wurden.
Immerhin fanden die vier Mathemata Eingang in das allgemeine Bildungs- und Erziehungssystem der Griechen und später auch der Römer – und wurden so zur Basis der Wissenschaft des gesamten westlichen Kulturkreises.
Im Mittelalter waren die vier Mathemata des Quadrivium die Hauptfächer der Ausbildung an den Dom-, Stifts- und Klosterschulen und wurden später an den Universitäten neben dem „Trivium“ (der Grammatik, Rhetorik und Logik) als die sieben „Artes liberales“ (die sieben freien Künste) unterrichtet.
Der Begriff „Harmonik“ bedeutet wesentlich mehr als nur den musiktheoretischen Zusammenhang der Harmonielehre, in dem er heute fast ausschließlich verstanden wird. Denn mehr als nur jener Wesensteil der mehrstimmigen Musik, der den konsonanten Zusammenklang verschiedener Stimmen kennzeichnet, bedeutet das Wort „Harmonik“ jenes ganzheitliche Wissen, das durch die interagierende Wechselwirkung der vier Mathemata gekennzeichnet ist.
Also mehr als nur die Parameter harmonischer Musik, umfasst die Harmonik alle Strukturen des schwingenden Universums der Matrix des Lebens.
So soll hier also der Universellen Harmonik nicht bloß als einstmals gewesene ganzheitliche Weltsicht gedacht werden, sondern – auch im Licht der modernen Quantenphysik – auf ihre Verwirklichungskraft im Hier und Jetzt aufmerksam gemacht sein.
Viele meiner Hypothesen, die bislang als spekulativ galten, werden auf erstaunliche Weise Bestätigung finden.
Die Erkenntnisse, die wir über das „Schwingungswesen Mensch“ gewinnen werden, verdeutlichen uns die universelle Lebenswirklichkeit des Seins.
So folgen wir – in Erwartung großartiger Enthüllungen – weiter den Spuren, wie ich sie in der Geschichte bezeugt fand. Sie werden uns über Kopernikus und dem spätmittelalterlichen Harmoniker Johannes Kepler direkt zur modernen Weltraumforschung führen.
„Es ist alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet.“
(Johannes Kepler)
Nebst der Musik, die er „ein Geschenk des Himmels“ nennt, ist für Johannes Kepler (1571–1630) Vollkommenheit auf der Erde nur in der Mathematik und Geometrie zu finden:
„Die Geometrie ist einzig und ewig, ein Widerschein aus dem Geiste Gottes.“
(Kepler)
Kepler lebte in einer Zeit, in der das Weltbild noch nicht in eine spirituelle und eine wissenschaftliche Weltsicht geteilt war – wie es für die säkularisierte Gesellschaft von heute selbstverständlich scheint. Für ihn steht wissenschaftliche Erkenntnis noch nicht im Gegensatz zu spiritueller Kontemplation und mystischer Selbsterfahrung. In ihm verbinden sich die magisch-symbolische Naturbeschreibung des frühen Mittelalters und das moderne quantitativ-mathematische Denken der Neuzeit.
Kepler nahm sich durchaus die Freiheit, die dogmatischen Glaubenssätze durch Logik und Vernunft zu hinterfragen.
Er war einer der ersten modernen Denker, der die Grenze zwischen subjektiver Meinung und Spekulation einerseits – und objektiv messbarem Fakt andererseits – klar erkannt hat.
„Wenn die errechneten Werte nicht übereinstimmen, war unsere ganze Arbeit vergeblich.“
(Kepler)
Wenn die Messergebnisse mit der Theorie übereinstimmten, befand er sie für richtig, auch wenn sie im Widerspruch zur herrschenden Meinung oder dem kirchlichen Dogma stand.
„Auf die Meinungen der Heiligen über diese natürlichen Dinge
antworte ich mit einem einzigen Wort:
In der Theologie gilt das Gewicht der Autorität,
in der Philosophie aber das der Vernunftsgründe.“
(Kepler)
Insofern darf Johannes Kepler zu den Begründern der modernen Naturwissenschaften gezählt werden.
Tatsächlich könnte die Harmonik, wie Johannes Kepler sie wieder entdeckte, die Kluft zwischen den modernen Wissenschaften und der vergessenen Ganzheitlichkeit überbrücken. Mehr als nur spekulative Metaphysik vereint sie interdisziplinär – über alle historischen und kulturellen Grenzen hinweg – die Wissenschaftsdisziplinen und philosophischen Anschauungen der Welt.
Dies könnte uns in unserer Beziehung zur Natur, zu unserem seelischen Wesen und zum göttlichen Spirit, zu neuem Selbst- und Weltverständnis verhelfen.
Oder um mit Kepler zu sprechen:
”Wenn der Sturm rast und der Staat vom Untergang bedroht ist,
können wir nichts Würdigeres tun,
als den Anker unserer friedlichen Studien in den Grund der Ewigkeit zu senken.“
Mit den von ihm entdeckten Planetengesetzen eröffnete er der Astrophysik einen neuen Gültigkeitsraum, ohne den diese Wissenschaft heute nicht denkbar wäre. Denn er enthüllte die erstaunlichen Zusammenhänge der geheimnisvollen Ordnung, die irdische Mathematik, Geometrie und Musik mit den kosmischen Verhältnissen im Sonnensystem und dem All verbindet.
So wurde Kepler nicht nur Wegbereiter der heutigen Weltraumforschung und der wissenschaftlichen Optik, sondern schuf mit den ”Rudolfineschen Tafeln“, (die er, auf der Grundlage von Tycho Brahes Aufzeichnungen vervollständigte), auch ein Standardwerk der Bahnen der Planeten, das hochgeschätzt von Astronomen und Astrologen, jahrhundertelang den Seefahrern bei der Navigation auf den Weltmeeren half.
Das Hauptwerk von Johannes Kepler aber ist die „Harmonice mundi“ (lat. Weltharmonik). Darin berechnet er nicht nur die Planetenbewegungen, sondern weist zudem die tatsächliche Existenz der Sphärenharmonie nach.
Er brachte die Anordnung der Himmelskörper mit den Zahlenverhältnissen der Intervalle in Verbindung, wie ich sie auf dem Monochord fand. So entwickelte Johannes Kepler seine richtungweisenden Thesen der „Welt-Harmonik“.
Er sah in den Zahlenverhältnissen der Musik das Urbild der harmonikalen Proportion und setzte sie in Beziehung zum Sonnensystem.
Doch vielen Zeitgenossen Keplers schien seine Suche nach der Harmonie der Sphären eine Schimäre zu sein.
”Keplerus, (Joann) einer der vornehmsten Astronomorum… Viele seiner Meynungen waren seltsam, sonderlich da er der Sonne, denen Sternen und Planeten nicht nur ein Leben, sondern auch Seelen zuschrieb und von der Erde vornehmlich behaupten wollte, dass sie durch Ausblasung der Winde und Dämpfe aus denen Bergen und unterirdischen Hölen atmete. Indessen war er in der Mathesi sehr geschickt.“
(Zedlersches Universallexikon, 1754)
Nun, wie sollte auf der Erde etwas leben können, wenn sie nicht selber leben würde, mag man fragen. Ja, sie ist ein lebendiger Organismus und wir sind Teil von ihr.
Das geistige Fundament auf dem für Kepler die „Harmonice mundi“ steht, ist die Überzeugung, dass die Erde wie das Universum – da von Gott erschaffen – vollkommen sei.
Für Kepler hat Gott die Naturgesetze mit dem Ziel geschaffen, Ordnung im Universum und der Natur walten zu lassen. Deshalb ist das Studium des Sternenhimmels und der Natur für Kepler nichts anderes als „Gottesdienst“.
Seine Forschung zielt weniger auf das „Wie?“ als vielmehr auf das „Warum?“. Er gewinnt seine Erkenntnis der harmonikalen Strukturen nicht aus der Analyse der Erscheinlichkeit eines Dinges, sondern findet sie deshalb, weil sie für ihn als Ausdrucksform des göttlichen Schöpfungsplanes einfach harmonikal sein muss.
Kepler glaubt in diesem Plan zwei wesentliche Prinzipien erkannt zu haben: Geometrie, der er insbesondere bei der Kugelform eine universelle Bedeutung beimisst – und der Harmonik, die ebenso in der Harmonienlehre irdischer Musik wie in den Klängen der Sphären hörbar ist.
„Ich glaube, dass die Ursachen für die meisten Dinge in der Welt aus der Liebe Gottes zu den Menschen hergeleitet werden können.“
(Kepler)
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