Der Fluss der Zeit
Was ist Zeit? Die Beantwortung dieser Frage wird uns in die Weiten des Universums zu der `großen Sternenuhr´ führen, die mit ihren kosmischen Rhythmen auch den Gang der Erde nach dem genauesten Plan jenes `Uhrmachers´ bestimmt, der dieses große Uhrwerk in Bewegung versetzte.
Im Verlaufe dieser Betrachtung der Zeit wird vor unseren Augen eine neue, funktionale Uhr entstehen, die nicht nur die bloße Quantität der Zeit anzeigt, sondern auch deren harmonikale Qualität.
Heraklit (ca. 500 v. Chr.) sah die Welt in ständigem Werden begriffen und die Zeit als unumkehrbaren Ablauf wie ein Fluss. Der Betrachter am Ufer dieses `Zeitstromes´ sieht das Wasser kommen (Zukunft), es passieren wo er steht (Gegenwart) und vorüber strömen (Vergangenheit). Welcher Quelle entspringt dieser Fluss? Wo mündet er? Wann erreicht er das Meer der Ewigkeit?
Tatsächlich ist die gegenwärtige Auffassung von dem, was Zeit sei, weit entfernt von dem, was Zeit wirklich ist. Der Kalender, nach dem wir unsere Tage und Jahre zählen, ist im wahrsten Sinne des Wortes „verrückt“. Er wurde im Laufe der letzten Jahrtausende mehrfach so verzerrt, dass er nicht mehr der wirklichen kosmischen Zeit entspricht, nach der gleichwohl die Uhren des Universums gehen, ob der Mensch es wahrhaben will oder nicht. Das astronomische Jahr beginnt nicht am 01. Januar, sondern am 20. März, wenn das Fischezeichen endet und mit dem Widder ein neuer Zyklus beginnt.
Die Relativität von Zeit
Der von Euklid definierte dreidimensionale Raum, in dem eine Gerade die Zeit als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft darstellt, behielt als Konzept für die Beschreibung der Wirklichkeit der Welt für die klassische, abendländische Physik Gültigkeit bis zum Jahre 1905.
Damals postulierte Albert Einstein, dass das Maß der Zeit – wie das des Raumes – immer in relativer Beziehung zum Betrachter stehe.
Die Relativitätstheorie revolutionierte also die klassische Vorstellung der Physik eines universell gültigen Zeitrahmens. Zeit wurde nun nicht mehr als eigenständige Größe betrachtet, sondern in untrennbarer Verbundenheit mit dem Raum, als vierdimensionales Raum-Zeit-Kontinuum gesehen. Ereignisse passieren nicht, sondern man begegnet ihnen auf dem Weg durch die zeit-räumliche Dimension.
Daraus folgt, das alle Ereignisse des Universums, die jemals waren und sein werden, in diesem Augenblick – gerade jetzt – stattfinden, und es liegt allein an der räumlich-zeitlichen Entfernung des Wahrnehmenden, wie lange vergangen oder wie weit in der Zukunft ihm dieses Ereignis erscheint.
Die Zeit zeigt sich uns in ihren harmonikalen Dimensionen, die in besonderer Beziehung zur individuellen Persönlichkeit des Betrachters steht.
Dieser Erkenntnisschritt der modernen Physik verdeutlicht, dass das Weltall tatsächlich keine Maschine ist, wie man lange annahm, und auch keine chemische Retorte, wie man dann mutmaßte. Auch ist das Universum nicht durch eine planlose Zufälligkeit entstanden, sondern vielmehr ein schwingendes, fraktales Energiefeld, das eher der Gedanke eines Höchstbewusstseins zu sein scheint.
Die Qualität der Zeit
Eine Welt, in der die Uhren bloß die quantitativen Mengen der Stunden, Minuten und Sekunden anzeigen, muss den qualitativen Wert der Zeit missen, der sich als Freude der Gegenwart und Gegenwart der Freude im Leben fühlbar macht. Nicht die bloße Quantität der Zeit – bemessen in der Zahl der Jahre – sondern deren Qualität, die Intensität des Erlebens des Augenblicks – ist das Maß, in dem sich ein erfülltes Leben misst.
Die Illusion von Zeit
Oder ist Zeit, wie Parmenides (ca. 500 v. Chr.) vermutet, nur eine Illusion des menschlichen Bewusstseins, um das an sich unveränderliche Sein individuell verschieden und subjektiv wahrzunehmen? Dies jedenfalls ist auch die Anschauung der altindischen Rishis, die die menschliche Illusion von Zeit und Raum in den Veden das „Göttliche Spiel der Seelen“ (sanskrit: „lila“ = Spiel, Belustigung) nannten, mit dem sie sich die Ewigkeit kurzweilig gestalten.
Der Frage nach dem, was hinter Raum und Zeit ist, steht die Wissenschaft im allgemeinen noch recht planlos gegenüber. Wohingegen das vergessene ganzheitliche Weltbild und die überlieferte spirituelle Weisheit der Religionen und Mysterien alter Kulturen, auch hier jedem, der es wissen will, bereits seit Jahrtausenden bereitwillig Antwort gibt.
Zentraler Bestandteil der Lehren Altägyptens, der Veden, Buddhas, des Taos und der Jüdisch-Christlichen Mystik ist ja gerade die Transformation des Bewusstseins über die Grenzen von Raum und Zeit und denen des Todes hinaus:
ins Eins-mit-Allem-Sein im Hier und Jetzt.
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