Die westliche Wissenschaft hat es bei der Erforschung der Frage „Wer bin ich?“ bis heute kaum weiter gebracht, als zu der Vorstellung, das Bewusstsein, der Wille, die Seele und der Geist seien in der Topographie des menschlichen Gehirns zu lokalisieren.

Die linke Gehirnhälfte, die mehr mit der rechten Körperhälfte korrespondiere, soll die Sprache und das rationale, zielgerichtete Denken steuern.

Die rechte Hemisphäre lenke mehr die linke Körperhälfte und sei – eher künstlerisch und spirituell orientiert – für Gefühl und Intuition verantwortlich.

Sollen wir wirklich glauben, dass die eine Hälfte eines Organs unseres körperlichen Organismus unser zielgerichtetes Denken „steuert“ – und die andere Hälfte dieses Körperorgans gar für unser Gefühl und unsere Intuition „verantwortlich“ sei?

Nein. Ebensowenig wie wir von unseren Beinen sagen würden, sie seien es, die entschieden wohin wir gehen, können wir von unserem körperlichen Gehirn sagen, es „steuere“ oder sei „verantwortlich“ für unser Tun.

Belassen wir es bis zur tiefer gehenden Beantwortung der Frage, wer (wenn nicht das Gehirn) unser „Denken steuert“ und „verantwortlich“ ist für unsere Gefühle, und wer (wenn nicht die Beine) entscheidet wohin wir gehen – zunächst dabei, dass es das „Ich“ ist.

Es wäre also besser zu sagen: „Ich“ denke mit meiner linken Hirnhälfte mehr logisch und mit meiner rechten mehr emotional.

Beide Gehirnhälften üben sich im Zusammenspiel. Man kann sie nicht voneinander trennen.

Das Gehirn mit seinen beiden Hemisphären entspricht in Analogie der Erde mit ihren beiden Polen. Jedes Lebewesen der Erde – gleich welchen Geschlechtes – trägt das Dual von Yang und Yin in sich. Diese beiden Polaritäten, die sich gegenseitig ergänzen, bedingen und durchdringen, finden sich als männlicher und weiblicher Anteil in jedem von uns, nur unterschiedlich gewichtet.

Ob also Mann oder Frau:

jedes Geschlecht vereint zugleich die andersgeschlechtlichen Aspekte in individuellem Verhältnis.

Das Ich ist zugleich Sender und Empfänger. Während das Senden, als eine eher männliche Eigenschaft, mehr über die linke Gehirnhälfte erfolgt, entspricht das Empfangende der rechten Hälfte mehr dem weiblichen Prinzip des Ichs.

Aber immer bin „Ich“ beides: Frau und Mann – androgyn.

Dass die Leistungsfähigkeit des Gehirns nur zu einem geringsten Teil realisiert wird, stellten Neurowissenschaftler durch Messungen der Gehirnströme fest.

Der Vergleich mit einem Großcomputer mit Satellitenanschluss, den man nur gelegentlich zum Schreiben nutzt, ist ganz nahe liegend.

Zu welch unglaublichen Leistungen das menschliche Gehirn fähig ist, zeigen die erstaunlichen „Leistungsinseln“ mancher Autisten, die – wenn auch bei Einschränkung anderer Gehirnfunktionen – zu phänomenalen Gedächtnis- oder Rechenleistungen in der Lage sind.

Wer die Zeichen der Zeit aufrichtig deutet wird erkennen, dass die als Emanzipation des Verstandes gepriesene, „aufgeklärte Vernunft“ die Menschheit und den Planeten Erde vor größere Probleme gestellt hat, als sie jemals hatte.

Dass sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts der Mensch in einer nie da gewesenen Selbstentfremdung befindet, ist kaum zu leugnen.

Es wird immer deutlicher, dass der „Zauberlehrling“ Prozesse in Gang brachte, die er nicht beherrscht. Er spaltet Atomkerne, manipuliert die Gene, vermeint mit „Geo-Engineering“ das Klima dirigieren und die Welt steuern zu können …

Er greift in die Speichen des Rades des Lebens, ohne zu wissen welche Geister er damit rief und wie er sie wieder los wird.

Eine Wissenschaft ohne Gewissen ist der Ruin der Seele.“

(Louis Pauwels)

Die Religionen beantworten die Fragen nach dem Urgrund des Seins in allegorischen Bildern – während die Physik ihre Hypothesen in kryptischen Formeln umschreibt.

Ebenso wahrscheinlich oder unwahrscheinlich wie das aktuelle kosmologische Standardmodell der Urknalltheorie sind die Schöpfungsmythen der Religionen, deren symbolhaften Bilder den Wissenschaftlern ebenso verschlossen bleiben müssen, wie die Formelsprache der Wissenschaftler den Normalsterblichen.

Es könnten allerdings auch die unterschiedlichen mythologischen Weltbilder der Urvölker als archetypische Sinnbilder durchaus Funken der Wahrheit bergen.

Vermutlich hat die uranfängliche Wirklichkeit viele Facetten.

Niemand war an diesem vermuteten Anfang dabei, der die Phantasie der Kulturen schon immer zu den seltsamst anmutenden Schöpfungsgeschichten anregte.

Die Lehrsätze der Astrophysiker von heute, die erklären sollen, wie alles anfing, sind die modernen kosmologischen Mythen.

Sie trauen weniger göttlichen Schöpfungsplänen oder Analogien zwischen innerem und äußerem All, sondern bauen vielmehr auf theoretische Annahmen und Hypothesen.

Ihre Theorien, die eher einem unfasslichen Zufall die Entstehung des Universums und des Lebens zutrauen – als der planenden Absicht eines höchstgeistgen Schöpfers – ist das derzeit von den meisten Kosmologen akzeptierte Modell.

Doch ihre Vorstellung von einem explosiven Anfang und einem implodierenden Ende des Alls ist eben auch nur eine Vermutung.

 

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