„Alles hat seine Zeit.“
(Kohelet 3,1)
Metrum und Takt
Rhythmus ist die strukturierte Abfolge von metrischen, melodischen und harmonischen Einheiten innerhalb einer definierten Zeit. Hier ist auch die Beziehung zum Schwingungswesen Mensch begründet, der allerdings nur zu oft in ametrischen, unmelodischen und disharmonischen Zuständen seine definierte Zeit verbringt.
Rhythmus ist angewandte Mathematik und Schlüssel zu einem Verstehen, das über ein bloß mentales Verständnis hinausgeht. Rhythmus regt zutiefst unsere inneren feinmotorischen Strukturen an und stellt in dem komplizierten Geflecht unserer ebenfalls rhythmischen (chronobiologischen) Körperstrukturen Gleichgewicht her.
Auch die menschlichen Organe – wie zum Beispiel Herz und Gehirn – haben ihre Rhythmen, Zyklen und Perioden. Kommen sie aus den Takt, bleibt das nicht ohne Folgen für die körperliche Gesundheit und das seelische Wohlbefinden.
Werden wir von unserem Gehirn gesteuert?
Von den Sinnesorganen ausgesandte elektrische Signale werden in die Region des Limbischen Systems im Bereich des Stammhirns geleitet. Dieses Nervenzentrum steuert vegetative Prozesse wie die Atmung, den Pulsschlag, den Blutdruck, die Verdauung und den Hormonhaushalt. Ebenfalls im Limbischen System befinden sich die „neuronalen Schaltkreise“, die für die Wahrnehmung von Gefühlen zuständig sind.
Weil im selben Neuronen-Netzwerk des Gehirns, das die rhythmische Steuerung dieser vegetativen Prozesse koordiniert, auch die Kontrolle des Muskeltonus‘ stattfindet, ist diese Hirnregion auch bei der zentralen Steuerung des emotionalen Verhaltens und bei pathologischen Stressreaktionen beteiligt, die infolge von Rhythmus-Störungen auftreten können.
Der Neurologe David Shannahoff-Khalsa zeigt mit seinen EEG-Forschungen, dass sich die Hemisphären-Dominanz im Großhirn in wellenartigem Rhythmus ständig verschiebt. Der durchschnittliche Rhythmus im Wechsel der rechten und linken Gehirnhälfte erfolge Tag und Nacht in einem Zyklus von 90 bis 120 Minuten. Deshalb vermutet er eine ultradiane Beeinflussung der kognitiven Fähigkeiten.
Auch andere Hirnforscher verglichen die rhythmische Hemisphären-Dominanz mit den mentalen Aktivitäten von Versuchspersonen und stellten fest, dass die verbale Aktivität stark ist, wenn die linke Hemisphäre dominant ist – und größere räumliche Aktivität, wenn die rechte Gehirnhälfte dominiert.
Bei Personen, die Computerspiele spielten, zeigte sich, dass die Koordination von Hand und Auge, die Lernfähigkeit und das Kurzzeitgedächtnis in wellenförmigen Mustern, deren Höhepunkte alle 90 Minuten erreicht werden, zyklisch verlaufen. Ähnliche ultradiane Leistungskurven fand man hinsichtlich Kreativität und geistiger Wachheit.
In Phasen gesteigerter Energie stellt der Psychologe Robert Thayer eine Neigung zur optimistischen Überschätzung der eigenen Fähigkeiten fest, während in weniger energetischen Schwingungsphasen eher eine pessimistische Neigung zur Selbstunterschätzung bemerkbar wäre.
Und wieder stellt sich in Anbetracht solcher Forschungen die Frage, ob der Mensch denn nicht mehr als ein Produkt seines Gehirns ist. Sollte unser Hoffen und Zweifeln tatsächlich von elektro-chemischen Prozessen im neuronalen Netz des Hirnorgans bestimmt werden – oder gar, wie manche Neurowissenschaftler meinen – auch der „Freie“ Wille?
Bei den zahllos vielen mikro- und makrokosmischen Schwingungsfeldern, die unser Schwingungswesen auf allen Wellenlängen des Seins umgeben und durchdringen, wäre es schon höchst erstaunlich, wenn wirklich die biochemischen Prozesse im Gehirn die Impulsgeber – und die Menschen nicht mehr, als Befehlsempfänger eines unbewussten cerebralen Spiels wären. Sollte der Reiter tatsächlich das Pferd tragen? Nach welch geistigem Plan sollten denn die Neurotransmitter das Bewusstsein lenken? Nein, das wäre denn doch zu armselig für das
„Ebenbild Gottes“.
(1 Mose 1,27)
Das Schwingungswesen Mensch, als Sender und Empfänger, kommuniziert zwar auf vielen Ebenen der universellen Schwingungsmatrix des Lebens, ohne dass es ihm bewusst wird, aber den Ursprung der Entscheidung im Neuronenspiel des sterblichen Körperorgans Hirn zu vermuten anstatt in der höheren Absicht der Seele im Bewusstsein ihres Geistes, zeugt von einer fatalen Selbstvergessenheit.
Nicht Hormone und chemische Botenstoffe lenken ursächlich den Willen, sondern elektromagnetische Vorgänge, die im Gehirn die Neuronenblitze zünden. Das Bewusstsein ist die Kraft, die durch Schwingung auch die biochemischen Prozesse im Gehirn dirigiert. Und nicht anders herum.
Wenn Schwingungen also der energetische „Lebensstoff“ sind, aus dem wir schöpfen und in dem wir fließen, so determinieren sie das geistige Wesen – bei allen chronobiologischen Rhythmusvorgaben – nicht, sondern dienen dem Menschen mit sich selbst und dem All harmonisch zu resonieren.
Dann, so stellt auch die Chrono-Psychologie bestätigend fest, werden die Bewegungen flüssiger und das rhythmische Zusammenspiel von spielerischer Leichtigkeit.
Wie anders im Gegenteil, wenn Menschen nicht „auf einer Wellenlänge“ sind: die Gesichts-Muskulatur erstarrt; die Bewegungen werden arhythmisch. Im Streit verschwindet jede tänzerische Eleganz.
Die Schwingung, die wir als Gedanke und Wort aussenden, kehrt zu uns zurück. Das ist das alte (hermetische) Gesetz der Resonanz. Mit welchen Schwingungen wir innerlich resonieren, hängt letztlich von uns selber ab. So lässt sich die Verantwortlichkeit für das Tun durchaus nicht an bestimmte Hirnarreale abtreten.
Die Fähigkeit zur aktiven oder kontemplativen Wahrnehmung wird nicht von einer determinierenden Gehirnfunktion entschieden, sondern durch das Bewusstsein, dessen Möglichkeit zum Evolutionsaufstieg in höhere Sphären des Geistes keine Grenzen gesetzt sind.
Jedes Individuum schwingt also im Rahmen der größeren kosmischen und chronobiologischen Taktvorgaben in seinem ganz persönlichen Rhythmus, der dem Menschen dient und ihn nicht fixiert und dominiert.
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